Die Abwesenheit von Kommunikation im Management als Risikofaktor

Man sagt ja, dass Menschen immer kommunizieren. Wenn wir nicht wirklich sprechen, dann sprechen wir mit unseren Gesten oder unserer Mimik. Oder wir sprechen eben indem wir nicht sprechen. Jede Handlung hat somit einen kommunikativen Aspekt. Wenn ich also über fehlende Kommunikation oder die Abwesenheit von Kommunikation schreibe, dann beziehe ich mich dabei eher auf die Abwesenheit klarer und richtig ausgerichteter mündlicher oder schriftlicher Kommunikation. Es geht mir also bewusst nicht um die Effekte von Körpersprache oder Stimmvarianz, die natürlich erstens eine große Wirkung haben und zweitens Dinge bewirken können, die das gesprochene Wort nicht gestalten kann. Im Fokus stehen vielmehr zwei Richtungen der Kommunikation. Nämlich die Kommunikation des Managements gegenüber den Mitarbeitern und die Kommunikation der Führungsebene untereinander. Beide Arten richtig auszurichten kann ein entscheidender Wettbewerbsvorteil werden.

Abstimmung ist wichtig, aber nicht um jeden Preis

Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: Ein einheitliches Verständnis der strategischen Ausrichtung eines Unternehmens, also ein klares, gemeinsam entwickeltes Mission Statement, sowie eine kraftvolle Vision sind für mich elementare Basisbestandteile eines guten Führungsteams. Wenn man also verschiedene Mitglieder einer Führungsmannschaft zu diesen Themen befragt sollten Aussagen folgen, die in die gleiche Richtung gehen. Dabei geht es nicht um auswendig gelernte Wortlaute, sondern um die Gleichgerichtetheit der Kommunikation. Es darf individuell sein und dadurch authentisch, muss aber in seiner Gesamtheit ein schlüssiges Bild ergeben. Nur wenn ein regelmäßiger Austausch eines Führungsteams zu diesen Themen etabliert ist, kann die Organisation wirksam die Mission übernehmen, die Vision verfolgen und die Strategie umsetzen.

Ehrlich und klar statt beschützend und eitel

Klarheit ist kraftvoll. Klare Kommunikation im Besonderen. Wenn Topmanager, der in einer sehr kritischen Phase vor all seinen Mitarbeitern spricht und Sie auf ein herausforderndes Jahr vorbereiten muss, dann ist dies entscheidend. Wenn er z.B. nicht über die schwierige Lage des Unternehmens spricht, sondern statt dessen von Herausforderungen im Markt berichtet, die das Führungsteam angeblich voll unter Kontrolle hat entsteht ein Störgefühl. Dies ist so, weil Organisationen meist sehr gut informiert sind und in diesem Beispiel fast allen im Raum klar wäre, dass die Führungsmannschaft die Situation eben nicht im Griff hat. Die Folge wäre Misstrauen und Unsicherheit. Wie kraftvoll wäre es, wenn dieser Manager sich mit klaren und ehrlichen Botschaften vor die Mannschaft stellt: 

„Ja, der Markt ist herausfordernd.“
„Ja, unser Unternehmen ist bedroht.“
„Nein, wir haben auch in der Führungsmannschaft im Moment keine umfassende Lösung für die Situation.“
„Ja, wir arbeiten daran mit allem was in unserer Kraft steht und wir brauchen jeden Mitarbeiter, der bereit ist mit uns alles zu geben und die Situation gemeinsam zu meistern.“

Mehr emotionale Kommunikation bitte

Meine Hypothese ist, dass wahre Leader in der Lage sind ihre Emotionen kraftvoll zu nutzen. Das Schöne ist nämlich, dass Emotionen immer ehrlich sind. Ich glaube sogar, dass Menschen es fast immer merken, wenn jemand nicht im Einklang mit seinen Emotionen kommuniziert. Irgend etwas stimmt dann einfach nicht. Ich spreche nicht davon, dass man alles was man fühlt direkt durchleiten muss, aber es liegt eine große Kraft darin authentisch im Einklang mit seinen Emotionen die richtigen Botschaften zu wählen. Sowohl innerhalb eines Teams von Führungskräften, als auch gegenüber den Mitarbeitern. Wenn also eine Führungskraft Angst hat, in einem herausfordernden Markt nicht zu bestehen oder eine gewisse Ratlosigkeit spürt, dann kann er dies wie im obigen Beispiel adressieren und in etwas Kraftvolles umwandeln. Und das gilt für Angst genauso wie für Wut, Trauer, Sorge, Freude und Begeisterung. Ich freue mich auf eine Welt in der diese Fähigkeiten Führungskräften nicht als Schwäche, sondern als Stärke ausgelegt werden.

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