Scham - Die Strafe der Gesellschaft
Miniserie über negative Gefühle - Teil 4: Scham
Scham, Verlegenheit oder Bloßstellung sind oft die Folge einer verletzten persönlichen Intimsphäre. Was mich in diesem Kontext jedoch mehr interessiert ist, dass Scham empfunden wird, wenn eigene Handlungen vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Normen als unanständig oder nicht erfolgreich interpretiert werden. Anders gesagt: Wenn man den gängigen Erwartungen seines sozialen Umfeldes nicht entspricht ist Scham oft die Folge. Ähnlich wie bei Schuldgefühlen gibt es neben den psychischen Symptomen auch körperliche, wie z.B. Erröten oder Beklommenheit.
Die Verletzung sozialer Normen als Ursache von Schamgefühlen
Schamgefühle haben einen äußeren Ankläger - oft sogar mehrere. Scham ist ein gesellschaftliches Phänomen, dass viele Kulturen kennen, auch wenn deren Ausprägungen sehr unterschiedlich sind. Als einfaches Beispiel könnte man die selbstverständliche Nacktheit von Naturvölkern nennen, die dort keinerlei Schamgefühle auslösen, jedoch in westlichen Ländern durchaus. Scham wird also auch gesellschaftlich sanktioniert. Wer dies nicht nachvollziehen kann, dem empfehle ich, einmal nackt durch ein Einkaufszentrum zu laufen.
Mögliche Sanktionen des sozialen Umfeldes können soziale Isolation, Verachtung, Aggression oder Abgrenzung sein. Allerdings bedeutet dies nicht, dass Scham nicht auch zu selbstzerstörerischem Verhalten führen kann. Ein populäres Beispiel ist der Harakiri, der Selbstmord japanischer Samurai nach sogenanntem Gesichtsverlust als Folge von, durch gesellschaftliche Anklage verursachtem, Schamgefühl. Scham ist somit so etwas, wie die Manifestation der eigenen Annahme von gesellschaftlichen Zwängen.
Die Lust, gegen den Strom zu schwimmen
Das Dilemma ist nun, dass es uns schwer fallen wird mal eben soziale Normen zu verändern, um Schamgefühlen entgehen zu können. Was mir persönlich hilft, ist der Glaube daran, dass persönlicher Erfolg manchmal nur möglich ist, wenn man sich auch mal bewusst entgegen etablierter Normen verhält. Dabei geht es nicht darum altklug oder einfach nur gegen irgendetwas zu sein. Vielmehr reicht es manchmal schon sich bewusst zu entscheiden gegen den Strom zu schwimmen, um Schamgefühlen zu entgehen und vielleicht sogar Lust am anders sein zu empfinden.
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