Angst hilft uns nicht, Angst lähmt uns
Miniserie über negative Gefühle - Teil 2: Angst
Der sehenswerte Film „Bridge of Spies“ von Steven Spielberg spielt während des kalten Krieges und beginnt damit, dass ein russischer Spion (Mark Rylance) in Amerika festgenommen wird. Im Laufe des Films wird er damit konfrontiert, dass die Amerikaner ihn auf dem elektrischen Stuhl sehen wollen. Da er dies ruhig und gelassen hinnimmt, fragt ihn sein Anwalt und Unterhändler (Tom Hanks) ob ihn dies nicht beunruhigen würde. Darauf fragt der Spion zurück: "Würde das helfen?"
Jeder hat Angst vor Irgendetwas
Meine Meinung: Nein, es hilft meistens überhaupt nichts. Im Gegenteil. Wir alle haben Angst. Angst vor Spinnen, Höhe, Enge, Krankheiten oder der Zukunft. Angst um die Kinder, den Job, die Eltern oder den Platz in der Gesellschaft. Angst nicht geliebt oder gemocht zu werden. Angst ist überall. Angst führt zu Wut und Aggression, zu Rückzug und Depression, zu Flucht oder Resignation. Und nochmal: Hilft das? Ich bleibe dabei. Meistens hilft das nichts. Angst hat seinen Sinn wenn Flucht oder Kampf unausweichlich ist. Als der Säbelzahntiger vorm Neandertaler stand, hatte der Sinn der Angst seinen evolutionären Höhepunkt. Heute nervt sie meist nur noch und führt dazu, dass wir gehemmt und limitiert durchs Leben gehen.
Wenn ein Mitarbeiter aus Angst vor einer negativen Reaktion nicht mit einer schlimmen Nachricht zum Chef geht, ist das schlecht. Hier ist der Chef das Problem, denn vor Vorgesetzten sollte man keine Angst haben. Wenn jemand sich nicht traut einem Freund eine unbequeme Wahrheit zu sagen, aus Angst vor Ablehnung oder sozialer Abgrenzung, ist im Zweifel die Freundschaft eh nicht viel wert. Freunde sollten keine Angst davor haben dem anderem etwas Unbequemes zu sagen. Wenn sich jemand nicht traut mit seinem Partner ein schwieriges Thema zu besprechen aus Angst davor missachtet oder verlassen zu werden, ist das nicht hilfreich. Wenn der Partner Offenheit und Mut nicht schätzt, kann es mit der Liebe nicht weit her sein.
Die wahre Ursache der Angst ist meist subtil
Das Problem ist oft, dass die wahre Angst oder der wahre Ursprung der Angst subtil ist und meist vor langer Zeit erworben wurde. Wenn ich über meine eigenen Ängste nachdenke, liegen diese häufig irgendwo in meiner Kindheit verwurzelt. Was ich jedoch immer besser schaffe, ist, mir den wahren Grund der Angst im entscheidenden Moment bewusst zu machen und so zu erkennen, dass er in der Regel nichts mit der tatsächlichen Situation zu tun hat, und in dieser eben auch nicht hilft.
Was denkt ihr? Schreibt mir eure Meinung!