Sandkasten-Spielchen
Ich habe meine Frau heute gefragt, ab welchem Alter unsere Kinder eigentlich gelernt haben zu teilen. Ihre Antwort war, dass Kinder dies meist im Kindergarten lernen, denn Teilen ist eine Sozialkompetenz, die zur Schulfähigkeit gehört. Und soweit ich mich erinnere war das bei uns tatsächlich so. Meine Kinder waren meist mit ungefähr vier oder fünf Jahren in der Lage zu teilen und auch Sinn darin zu finden. Sie beanspruchten nicht mehr alle Aufmerksamkeit für sich allein. Sie konnten Süßigkeiten teilen obwohl Sie vielleicht lieber alles allein gegessen hätten. Und sie haben sich nicht mehr ständig gestritten, wer mit welchem Spielzeug spielen darf. Auch gemeinsam in der Sandkiste zu spielen funktionierte ganz gut. Man wechselte sich eben mit Eimer und Schaufel ab.
Wenn Kinder dies also so früh schon können, warum fangen gestandene Manager mit Führungsverantwortung oft irgendwann wieder mit Sandkasten-Spielchen an?
Es lebe die Funktionsrichtlinie
In großen Unternehmen gibt es meist klare Verantwortlichkeiten. Die einzelnen Bereiche oder Abteilungen geben sich eine Strategie, entwickeln eigene Ziele, definieren Aufgaben und Schreiben vielleicht sogar Regeln auf. Der ordnungspolitische Höhepunkt ist dann die Bereichsanweisung oder Funktionsrichtlinie. Diese regeln meistens vor allem, welcher Teil der Aufgaben (bzw. der Sandkiste) und welche Ressourcen (bzw. Sandspielzeuge) von wem genutzt werden dürfen. Das Übertreten dieser Grenzen oder die Nutzung von Ressourcen aus dem Herrschaftsbereich des Anderen muss höflich erbeten werden. Selbst dann, wenn dies überhaupt nicht sinnvoll ist.
Der vordergründige Sinn ist natürlich die Produktivität und klare Zuständigkeiten. Das Unternehmen sollte ja möglichst Doppelarbeiten vermeiden, um strukturiert und kosteneffizient zu arbeiten. Leider geht es häufig um etwas anderes, nämlich die Sicherung oder Verteidigung des eigenen Verantwortungsbereich gegen Einfluss und Bedrohungen von außen. Dies erkennt man vor allem, wenn das Abgeben von Verantwortlichkeiten und Ressourcen auch dann bekämpft wird, wenn es offensichtlich zum Wohle des Unternehmens ist.
Die Sandschaufel auch mal weitergeben
Seit 10 Jahren beobachte ich diese Strategien und seit zehn Jahren beobachte ich, dass meine Kinder dieses Verhalten im Kindergarten irgendwann ablegen. Also lasst uns doch bitte alle damit aufhören unsere Unternehmen mit solchen Kindereien zu lähmen und uns darauf fokussieren, dass teilen auch in Unternehmen eine gute Idee ist. Gebt also die Sandschaufel ruhig mal weiter, wenn ihr sie grade nicht braucht. Wer nett fragt bekommt Sie immer auch zurück, denn Teilen ist eine Sozialkompetenz, die zur Schulfähigkeit gehört - und zur Fähigkeit zu führen damit erst recht.
Was denkt ihr? Schreibt mir eure Meinung!